Portraits

Freiwillige im Einsatz

Ich han Mänsche gärn

Wohl nur vereinzelte Einwohner*innen im Kelleramt kennen Myriam Bürgisser nicht. Die 64-Jährige ist vielfältig engagiert und mit ihrer sympathischen und positiven Art in der Region sehr beliebt.

Sie haben den Verein Nachbarschaftshilfe Kelleramt vor etwas mehr als zwei Jahren gegründet. Warum?

Als Ortsvertreterin der Pro Senectute von Oberlunkhofen sammle ich als Freiwillige jeweils im Herbst Spenden, damit ältere Menschen auch zukünftig beraten, begleitet und unterstützt werden können. So ging ich in unserem Dorf jeweils von Haus zu Haus. Dabei stellte ich fest, dass viele Menschen einsam sind. Dagegen wollte ich etwas unternehmen und gründete den Verein mit dem Ziel, das Miteinander zu fördern. Seit der Gründung sind dem Verein über 60 Mitglieder beigetreten und auch die Gemeinden des Kelleramts unterstützen den Verein von Beginn an.

Wie engagieren Sie sich innerhalb des Vereins freiwillig?

Ich habe drei unterschiedliche Rollen. Ich bin Präsidentin, koordiniere Freiwilligeneinsätze und bin selber auch als Freiwillige im Einsatz. Oft besuche ich einsame Menschen, damit diese eine Abwechslung in ihrem Alltag erleben. Auch einkaufen, Begleitung zu Arztbesuchen oder auch mal gemeinsam einen Brief schreiben gehört dazu. Zudem übernehmen wir in Absprache mit den Gemeinden die 85. und 95. Geburtstagsbesuche. Und während der Corona-Zeit sind wir die örtliche Drehscheibe für die Koordination der Einkaufshilfe. Es freut mich sehr, dass sich gerade jetzt in dieser speziellen Zeit, junge Menschen für die Nachbarschaft freiwillig engagieren.

Was bewegt Sie, freiwillig tätig zu sein?

Ich war 30 Jahre lang Personalchefin bei einer grossen Versicherung. Die Zeit als Personalchefin hat mich geprägt. Ich hatte immer viel mit Menschen zu tun und mir war klar, dass ich nach der Pensionierung schnell wieder den Kontakt zu den Menschen suchen möchte. Ich han Mänsche gärn; das Lächeln von meinem Gegenüber und die tollen Begegnungen sind der grösste Lohn für mich. Weiter finde ich, dass wir alle aufeinander angewiesen sind und ich möchte auch die Anonymität innerhalb unserer Gesellschaft überwinden.

Wie gelingt Ihnen die Balance zwischen Nähe und Distanz?

Ich versuche, Probleme von besuchten Personen nicht zu meinen werden zu lassen. Dies gelingt mir vor allem im Austausch mit meinen Vorstandskolleginnen. Oder auch in Gesprächen mit meinem Mann, der weiss, dass die Gefahr, dass ich ausgenutzt werden, gross ist. Ja, meine Vorstandskolleginnen und mein Mann sind mein Hafen, wo ich ankern kann. Und natürlich auch meine weiteren Leidenschaften wie unser Garten, das Reisen oder gemeinsam mit meinem Mann zu kochen.

Für was sind Sie dankbar?

Für meine unersetzlichen Vorstandskolleginnen, denn nur gemeinsam können wir diesen Verein tragen. Auch die finanzielle und ideelle Unterstützung der beteiligten Kirchen und Gemeinden, von Privaten und Unternehmen – diese ist grossartig. Und das Wichtigste: ohne den Einsatz von allen unseren Freiwilligen könnte unser Verein gar nicht existieren. Schlussendlich: Es braucht nicht viel um glücklich zu sein, dafür bin ich ebenfalls dankbar.

Das Porträt ist Teil der aktuellesten Ausgabe von benevol Nachrichten.