Nachhaltigkeit, Begegnungen, Kultur

In Lenzburg und Aarau gibt es den Kramer – er ist nicht nur ein Brockenhaus mit aus­erlesenen Möbeln, Kleidern und anderen Fundstücken, sondern auch eine gemütliche Stube, in der sich Gäste bei Kaffee und Kuchen austauschen können. Die im Verein Kramer organisierten Freiwilligen betreiben die Läden. Wolfgang Bühler ist seit dem Start 2019 in Lenzburg mit dabei.

Was machst du genau beim Kramer?
Im Zentrum stehen für mich die Freude am Verkaufen und Wiederverwenden von gebrauchten Gegenständen und die daraus entstehenden Gespräche mit der Kundschaft. Gerne engagiere ich mich auch bei den Hintergrundaufgaben, die so ein Geschäft mit sich bringt. Als ich noch beruflich tätig war, habe ich als Coach Menschen und Unternehmen in ihrer Weiterentwicklung begleitet. Diese Erfahrungen kann ich beim Kramer situativ einbringen. Daneben helfe ich gerne handwerklich bei notwendigen Arbeiten an der Ladeninfrastruktur mit. Wir wollen weg vom oft bekannten «Brocki-Mief» und für uns und unsere Kundschaft eine ansprechende Atmosphäre schaffen. Die Brockis sind daher wie Stuben, in denen wir zwar Platz bieten für die Ware – aber wir wollen auch, dass die Leute uns gerne besuchen, sie Freude am «Kramern» haben und wir mit ihnen in den Sitzecken ins Gespräch kommen können. Dieser soziale Aspekt ist mir und dem Verein sehr wichtig. So gibt es inzwischen einige Leute, die regelmässig vorbeikommen, stöbern und einfach unseren Ort geniessen – auch ohne etwas zu kaufen.


Wie laufen die Einsätze ab?
Wir Freiwilligen tragen uns je nach verfügbarer Zeit in den Einsatzplan ein. Unser Einsatz findet im Laden statt; wir bedienen und beraten die Kundschaft, nehmen gespendete Artikel entgegen, bepreisen sie und stellen sie im Laden aus. Verschiedene Ressort-Verantwortliche achten darauf, dass das Angebot attraktiv bleibt. An unseren sogenannten «Beauty-Days» in Lenzburg sortieren wir ca. einmal im Monat Ladenhüter aus, stellen Waren um und dekorieren die Schaufenster neu. So kommt der Laden immer wieder frisch und anders daher. Zudem treffen wir uns im Team monatlich für einen Austausch, womit wir sicherstellen, dass sich im Ladenbetrieb sowohl Freiwillige als auch Besuchende wohl fühlen.


Was macht ihr mit den Einnahmen?
Den Gedanken der Nachhaltigkeit führen wir auch bei den Finanzen weiter. Das heisst, die Brockis ­arbeiten nicht gewinnorientiert. Mit unserem Überschuss unterstützen wir andere Projekte aus den Bereichen Umwelt, Nachhaltigkeit, Soziales, Gesellschaft und Kultur. So konnten wir schon unterschiedlichste grössere und Kleinstprojekte unterstützen. Für die Vergabe der Gelder haben wir ein Spendenteam, das drei Mal im Jahr die eingereichten Gesuche prüft und über die Vergaben entscheidet. Ein wichtiges Kriterium ist dabei auch die in den Projekten geleistete Freiwilligenarbeit.
Mit einem Teil der Einnahmen organisieren wir ­vor Ort gelegentlich kleine Veranstaltungen; vom ­Konzert über Lesungen, Vorträgen bis zu Jassabenden und Versteigerungen. Unseren Raum können wir sehr einfach zum Kulturlokal umbauen, in dem man auch das Tanzbein schwingen kann. Was wir umsetzen, hängt stark von den Ideen unseres Freiwilligenteams ab.


Was gefällt dir besonders gut? 
Gemeinsam mit so unterschiedlichen und interessanten Menschen etwas Sinnvolles auf die Beine zu stellen und nachhaltig weiterzuentwickeln. Es ist schön zu sehen, wenn Leute an einem Gegenstand Freude haben. Da weiss ich, dass die Objekte ein zweites Leben bekommen. Und die spontanen Rückmeldungen, die wir regelmässig hören, wirken sehr motivierend: Leute erzählen, dass sie die Freundlichkeit und gute Atmosphäre bei uns schätzen und dass der Kramer bei ihnen ein «Wie-­Zuhause-Sein» Gefühl weckt. 

Genial ist auch die Durchmischung bei uns Freiwilligen: Unterschiedliche Persönlichkeiten im Alter von 30 bis 70 Jahren mit vielseitigen Interessen und Berufen treffen aufeinander und stemmen gemeinsam das Projekt. Uns eint die Idee vom Kramer: Mit Freude und gesellschaftlichem Engagement einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen zu leisten. 

  

 

Das Portrait ist in unserem Magazin benevol Nachrichten mit dem Titel «Kultur mitgestalten» erschienen.

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